Hippmann und seine Bande
Die Jagd war früher ein herrschaftliches Privileg. Hochwild war dem Adel vorbehalten, Niederwild nur dem Berufsjäger zur Erlegung gestattet. Wilderer wurden von der Obrigkeit mit gnadenloser Harte verfolgt, die meisten Wilderer wurden erschossen. Der wohl bekannteste Wilderer im Grenzgebiet von Böhmen und Sachsen war Hubert Hippmann (15.5.1881-9.8.1931). Er lebte von Frau und Kindern getrennt bei Mutter und Schwester in Weipert-Neugeschrei 543 (Hausname Flaschnerzenz), das letzte Haus in Richtung Keilberg, das Haus steht nicht mehr.
Hippmann war Brettschneider von Beruf, den linken Arm verlor er bei einen Unfall im Sägewerk. Er konnte den Beruf nicht mehr ausüben und war somit der Armut preisgegeben. Beim einfachen Volk war Hippmann als Wilderer bekannt, trotz ausgesetzter Belohnung hat ihn niemand verraten, er war ja einer von ihnen. Manch einer betrachtete die Wilderei als Kampf gegen den privilegierten Adel und die Obrigkeit.
Seine Bande soll über 20 Mann stark gewesen sein. Gewildert wurde hauptsächlich im großen Waldgebiet zwischen Rittersgrün im Westen, Tellerhäuser im Süden, Crottendorf und Neudorf im Osten (alle Orte in Sachsen). Laut Aussage Hippmann's war die Jagd in Böhmen zu gefährlich. Trotz seiner Behinderung war Hippmann ein guter Schütze. Ein Neugeschreier Büchsenmacher hatte sein Gewehr umgebaut, es hatte keinen Schaft. Den Lauf steckte er in den rechten Stiefel, so konnte er das Gewehr schnell ziehen, den Stumpf des linken Armes benutzte er als Auflage zum Schießen.
Die Bande schoss im Morgengrauen das Wild, verbrachte den Tag im Unterholz versteckt und kehrte erst in der folgenden Nacht heim. Ein Teil des Wildes wurde unter der Bande aufgeteilt, ein großer Teil fand seine Abnehmer bei Gastwirten, Fleischern und wohl auch bei reicheren Schichten.
Um der Wilderei ein Ende zu setzen, überwachten die Forstämter Crottendorf und Neudorf verstäkt die Reviere, in der Annahme die Wilderer kämen aus Rittersgrün, jedoch ohne Erfolg! Daher wurde 1931 Willy Häußler, Kriminalkommissar vom Berliner Polizeiprä sidium nach Sachsen entsandt, er bezog Quartier in Oberwiesenthal. Hippmann war Fremden gegenüber vorsichtig, Häusler gelang es aber durch kleine Geschenke das Vertrauen Hippmann's zu erlangen. In der Folgezeit trafen sie sich fast täglich, Häußler nahm Hippmann auf seinem Motorrad mit, sie besuchten Gasthäuser, Häußler bezahlte die Zeche. Hippmann vergaß alle Vorsicht und erzählte Häußler, dass er wildere. Häußler erwiderte, er sei wegen Wilderns aus Oberbayern fort, man sei ihm auf die Spur gekommen. Da war das Vertrauensverhältnis perfekt! (ein bayerischer Wilderer,der Berliner Dialekt spricht,das hätte Hippmann auffallen sollen!)
Hippmann hatte alle Vorsicht vergessen. Häußler hatte die Festnahme mit Forst und Polizei für den 9.8.1931 geplant. Häußler täuschte an der verabredeten Stelle eine Motorradpanne vor, stellte noch eine Frage auf den letzten geschossenen Hirsch. Die Antwort Hippmann's konnten auch die versteckten Förster und Gendarme hören. Hippmann bemerkte seinen Fehler, versuchte das Gewehr herauszuziehen, das Korn hatte sich aber im Futter verfangen. Die Förster und Gendarmen schossen, der verletzte Hippmann wurde zum Arzt nach Oberwiesenthal und anschließ end nach Annaberg ins Krankenhaus gebracht, dort starb er.
Über die Festnahme und den Tod Hippmann's wurde viel spekuliert, in den Zeitungen die unterschiedlichsten Berichte gedruckt, die Heldentat Häußler's - die Hinrichtung Hippmann's.
14 Mitglieder der Bande und 30 Hehler wurden ermittelt, die Verfahren wurden eingestellt aus Mangel an Beweisen!
Ironie des Schicksals, Häußler wurde in Bayern bei der Aufklärung eines weiteren Wildererfalles erschossen!