In der Gass

Schmiedeberger Str 125 (2007)

Schmiedeberger Str. 957, 962, 953
962 Paul Kuhn, Dachdecker
953 Albin Kuhn, Dachdecker

Die Katz beim Friedhof (2009)

Bittners Gewehrfabrik (1951)

Die Bewohner in der Gass waren nicht so fromm, wie die Bewohner des heiligen Berges in Neugeschrei oberhalb der Kirche, die Bewohner in der Gass waren auch nicht so reich, wie die Bewohner in Neugeschrei unterhalb der Kirche (die Bewohner unterhalb waren fromm und reich sagte mir eine Neugeschreierin die dort wohnte). In der Gass war Leben, in der Gass wurde Leben gezeugt. In der Gass lebten Menschen wie "Du und ich".
In den alten Kirchenbüchern wurden als Ortsbezeichnung nur Stadtteile angegeben, es gab noch keine Straßennamen oder Hausnummern. Zu dieser Zeit wurde bereits die Jungferngass erwähnt, vermutlich als Stadtteil, die eigentliche Jungferngasse erhielt ihren Namen später. Somit ist die Gass eine Abkürzung von Jungferngass Die Gass war ein eigenes Viertel, die Schmiedeberger Straße, die Jungferngasse, Spindlerhof und „Katz“ waren die Grenze. Der Spindlerhof gehört zu den ältesten Ortsteilen von Weipert. Die Katz war ein Wirtshaus, der Hausname war Kotzfried, der Name Schmidl war meist unbekannt. Die Tochter Rosa von der Katz war mit meinen Taufpaten verheiratet. Die Katz war bekannt, der Wirt bekannt für Unterhaltung und seine Späße. Wirtshäuser gab es viele in Weipert, Radio und Fernsehen unbekannt, also ging man zur Unterhaltung ins Wirtshaus.

Das Schenk-Gasthaus war der Treffpunkt der Gassner-Gmah. Die Gmah war ein Zusammenschluss um die Einigkeit und Geselligkeit der Gassner zu pflegen. Diese Einigkeit und Geselligkeit war in Weipert und Umgebung als vorbildlich bekannt. Die Tätigkeit entfaltete sich fast ausschließlich für wohltätige Zwecke z.B. um armen und alten Gassnern zu helfen, bei Todesfällen Unterstützung zu gewähren (spätere Sterbekasse) oder die Johanniskapelle wieder aufzubauen. Als erster Gmah-Bürgermeister wurde Anton Passler gewählt. Auch nach der Vertreibung blieben die Gassner einander verbunden.
Unweit der Johanniskapelle wird in der Jungferngass ein alter Bergwerkstollen für die Öffentlichkeit wieder hergerichtet. Das Wasser des Jungfernbaches / Schützteiches diente als Antrieb für das Pochwerk des Stollens.
Die Schmiedeberger Str. 125 wird heute von einen Ehepaar mit Kind bewohnt. Da wohnten früher 8 Familien mit Kindern. Beim Kinderreichtum der früheren Zeit ist von über 50 Bewohnern auszugehen. In dem Haus wohnten meine Großeltern, 12 Kinder hatten sie! In dem Haus hatte mein Onkel Max eine Bäckerei gepachtet.

In den Kirchenbüchern werden folgende Namen in Verbindung mit der 125 genannt: Albelt, Bachmann, Baier, Bartl, Bittner, Bog, Dick, Eibert, Haustein, Heid, Hentsch, Hippmann, Langer, Lenhard, Markgraf, Michael, Pleil, Riess, Ritschel, Salzer, Schmidl, Späth und Tippmann. Mit den Bewohnern der Häuser 123, 124, 126 war man verwandt. Besitzer der 125 waren Bartl Heinrich 1770, Albelt Prokop 1912 und Albelt Edmund 1930. Der Hausname war Motzmund, Danann.




Der folgende Spruch stand im Gang des Schenk-Gasthauses an der Wand:
"Trink so lang der Becher winkt,
nutze deine Tage,
ob du im Jenseits auch noch trinkst,
das ist eine Frage."


Bergwerkeingang (2009)

Johanniskapelle (2009)

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